Dienstag, 3. Januar 2012

Der Fall Zwölfelf

Frau Zwölfelf befindet sich derzeit in einer Wiedereingliederungsmaßnahme. Das heißt, sie ergreift Maßnahmen, um sich wiedereinzugliedern in das "normale" Arbeitsleben. Damit ist gemeint: das außerhäusige. Wo Geld einbringt und Anerkennung, Ihr versteht?

Das ist nicht ganz einfach. Nicht mit vierzig. Nicht für Mütter. Nicht mit einer Riesen-Lücke im Lebenslauf. Nicht mit Qualifikationen aus dem Gebiet der Orchideen.

Aber das große Kind wird dieser Tage sechs Jahre alt. Es muss etwas geschehen.

Frau Zwölfelf hat im letzten Jahr viel Zeit darauf verwendet, mittels ernsthafter Anfragen in Erfahrung zu bringen, dass sie alles, was sie will, nicht machen kann. Da war sie traurig. Dann war sie empört. Dann drehte sie ein bisschen durch und ging zu verrückten Anfragen über. Der Methodenwechsel hatte Erfolg. Zufällig war da jemand, dem Orchideenwissen nützt. Jetzt hat sie erst mal ein schönes Praktikum, und wenn sie sich gut anstellt, vielleicht bald eine freie Mitarbeiterschaft. Das ist ein guter Anfang.

Aber zunächst steht der versicherungstechnisch unabdingbare Gang zur Agentur an. Heute nun der erste Schritt: ein klärendes Telefonat vorab. Freundliche Stimme, schwierige Fragen. Alle alten Daten weg.

Aha. Elternzeit...und Ihren Werdegang der letzten sechs Jahre bitte.

Elternzeit. Werdegang? Da gerät man ins Grübeln. Was will er wissen? Wie lautet eine korrekte Antwort?

Ich wurde Eltern? Ich ging am Kinderwagen?

Das Werden und Gehen der letzten sechs Jahre beschäftigt mich jetzt. Fallmanager sind doch Philosophen.

1 Kommentar:

  1. ist doch kein Thema für Dich, auch diese Treppe wirst DU meistern.
    Alles Gute noch fürs Neue Jahr und Kopf hoch ich glaub an DIch.
    LG aus der Nachbarschaft
    Gerda vom Nähfieber

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