Montag, 17. Juni 2013

Nähen hilft!

... möchte ich als Resümee des heutigen Tages festhalten. Was war heute? Heute war nun wieder einmal einer dieser unfreiwillig freien Tage im Leben der Frau Zwölfelf; ich verweise auf ihre letzte Stellungnahme dazu aus dem Jahr 2012 hier.

Den gefürchteten schwarzen Freitag, an dem sie ihren Schreibtisch beräumen musste, wo sie sich eineinhalb Jahre lang begeistert ausgetobt hatte, und ein Projekt abbrechen musste, in dem ihr ganzes Herzblut steckt, hatte sie unerwartet gut überstanden (Lob!) und durchaus mit Haltung den Schauplatz des Elends verlassen. Um dann Rotz und Wasser in die Pegnitz zu heulen, aber das weiß ja keiner.

Jedenfalls der Montag. Der erste einer Reihe von, so denkt sie, noch vielen Montagen (reif-resignative Einstellung) oder vielleicht nicht so vielen (manisch-euphorische Phase) oder auch von allen im ganzen langen Rest des Lebens (depressive Verfinsterung). Der Gemütszustand des Tages hängt von mancherlei Faktoren ab und richtet sich z.B. danach, ob sie aus Versehen den Job & Karriereteil ihrer Tageszeitung zum Frühstück aufgeschlagen hat (=sehr schlecht), ob die gestrenge Vermittlerin brieflich Aktivitäten anmahnt (=Vernichtungsgefühl) oder ob beim Aufräumen alte Photos aus der Zeit auftauchen, als die Beziehung noch frisch, der Hund noch jung und die Frau Zwölfelf eine fröhlich aufstrebende Berufstätige war, die zu den schönsten Hoffnungen Anlass gab. Im Jahr Sieben vor Kind, so zirka, im Osten des Landes (=terroristische Anwandlungen gegenüber einem Gesellschaftssystem, das nach wie vor am Weltbild der 1950er Jahre festhält und Herdprämien zahlt, anstelle Familien im Spagat zwischen Job und Kindern besser zu unterstützen). Ich bin zu negativ? Dann lest bei http://mama-arbeitet.de/ nach, wie es freiberuflichen Akademikerinnen Ü40 mit Kindern in Westdeutschland auf dem Arbeitsmarkt ergeht.

Also, nun zum POSITIVEN. Frau Zwölfelf will ja nicht ohnmächtige Sklavin ihrer Launen sein und einen weiteren statistischen Beleg für den Zusammenhang zwischen Arbeitslosigkeit und Depression liefern. Frau Zwölfelf denkt dieser Tage oft an ihren Papa, der nicht mehr lebt. Dieser Papa hat in seinem Leben sehr viel gemacht, auf hohem Niveau. Stinkbomben gebastelt. Häuser gebaut. Schafe gezüchtet. Er konnte vieles, und konnte so bei Bedarf in andere Berufe ausweichen. Sein Arbeitsleben begann als Naturwissenschaftler an einer Universität und endete als Schäfer in einem ökologischen Projekt.

Diese Technik der multioptionalen Ressourcenlenkung, so nenne ich das mal, funktionierte auch im Kleinen. So hatte er z.B. das Prinzip, wenn die Geschäfte des Tages gerade schlecht liefen, sich einfach nicht vom Frust lähmen zu lassen, sondern sich gleich eine Ersatzaufgabe zu suchen. Kraft und Tatendrang an anderer Stelle nutzbringender einzusetzen. Beispielsweise eine Dreckecke aufzuräumen, die man schon lange mal aufräumen wollte. Dann war am Ende des schlecht gelaufenen Tages eben nicht nichts, sondern es war etwas geworden. Ein gutes Prinzip.

Die Frau Zwölfelf will das nun auch so halten und hat schon damit angefangen. Gleich heute hat sie  sich ein Kleid genäht und einen Schnitt angepasst, der ihr von großem Nutzen sein wird in diesem Sommer und, wenn sie nicht weiter wächst, noch lange darüber hinaus. Dann hat sie covern geübt, worüber sie noch ausführlich berichten wird. Dann hat sie ihre Hausaufgaben aus dem Wäschekurs gemacht (REXI!!) und an zwei kleinen Boxershorts, mit denen sie schon drei Tage zu Gange ist, weitergearbeitet. Dann hat sie diese Boxershorts anprobehalber über den kleinen knackigen Popo eines Erstklässlers gezogen. Und dann hatte sie, aus heiterem Himmel, auf einmal ganz ganz gute Laune.