Freitag, 11. November 2011

Frau Zwölfelf liebt Herrn Eberhart

Jetzt ist es endlich einmal 'raus. Warum jetzt?

In einer der letzten Ausgaben der Zeitschrift "Brigitte"* berichtete die Kolumnistin Julia Karnick über einige seltsame und unwirkliche Ladengeschäfte ihrer Heimatstadt Hamburg. Unwirklich deshalb, weil es sie eigentlich gar nicht mehr geben dürfte, so wie sie sind.
Nachzulesen HIER.

Es gibt sie aber. Jeder kennt Beispiele.

Unauffindbar in dunklen Winkeln von entlegenen Seitenstraßen versteckt. Definitiv nicht stylish, niemals renoviert, oft äußerlich wenig einladend. Sporadische oder gar unklare Öffnungszeiten. Im Inneren klassisches bis obskures Sortiment, ohne jedes Zugeständnis an die kurzlebigen Moden der Außenwelt. Natürlich keinerlei Internetpräsenz, der Himmel bewahre! Dafür in jahrzehntelanger Familientraditon von den letzten Nachkommen aufrecht weitergeführt bis zum Letzten Tag.

Liebenswert und Einzigartig.

 Frau Karnick rief ihre Leser dazu auf, selbst Ausschau nach diesen vom Aussterben bedrohten traditionsreichen Kleinläden zu halten, sie aufzusuchen und sich für ihren Erhalt einzusetzen.
Das ermutigte Frau Zwölfelf, sich nun einmal öffentlich als leidenschaftliche Kundin von "Eberhart&Sohn" zu bekennen, einer Kurzwarenhandlung in Gostenhof.

Man muss dazu sagen, dass dieses Geschäft alle der oben genannten Kriterien erfüllt, wenn nicht gar übertrifft. Eine Bekannte, - Änderungsschneiderin - , die oft in der Gegend zu tun hatte, schwört, dass sie jahrelang vergebens versucht habe, bei Herrn Eberhart etwas zu kaufen. Es sei ihre aber nie gelungen, den Laden offen zu finden!

Frau Zwölfelf hält das für Übertreibung. Wenn man die Öffnungszeiten erst einmal in Erfahrung gebracht, sollte es doch kein Problem sein, sich Mittwoch oder Donnerstag Vormittag zwischen 8 und 13 Uhr terminlich einzurichten. Ein Besuch ist durchaus möglich!

Frau Zwölfelf z.B. wohnt keineswegs in Gostenhof. Sie muss für ihre Einkäufe bei Herrn Eberhart einen wirklich langen Weg machen. Diesen Weg macht sie gern. Gern auch öfter. Sie braucht ja so manches.

Nehmen wir als Beispiel Reißverschlüsse. Wenn die Zwölfelf'sche nun, sagen wir, nach der Inspektion der Winterjacken feststellt, dass bei drei von vier Jacken der Zipper hin ist, dann braucht sie drei Reißverschlüsse. Diese kauft sie natürlich nicht alle auf einmal! Nein. Verschwendung! Man muss sich das schon sorgfältig einteilen. Und immer nur genau einen Reißverschluss kaufen! Drei Wochen lang. Unbedingt! Das Schauspiel, wie dieser dann von Herrn Eberhart hingebungsvoll millimitergenau angepasst, abgeschnitten und wieder versiegelt wird, während man selbst im Laden steht, den Blick schweifen lässt und sich in längst vergangene Zeiten zurückversetzt fühlt, ist jeden Aufwand wert!.

In diesem Sinne rufe ich zum Ansturm auf  Eberhart&Sohn in der Austraße 5 auf. Der Inhaber und seine Mitarbeiterin empfangen immer Mittwoch und Donnerstag von 8 bis 13 Uhr.

Und ich gebe die Staffette weiter an andere Blogger und Bloggerinnen. Findet die letzten Ihrer Art in Eurer Nachbarschaft und stellt sie uns vor!


Bis dahin,
Gute Nacht!



*eine Illustrierte für die westdeutsche Frau und ihre Probleme, im Osten des Landes weitgehend unbekannt

1 Kommentar:

  1. na das ist doch mal was tolles, freu ich wenn es noch so einen service gibt und man nicht einen neuen RV einnähen muß.
    Klasse dieser Artikel - weiter so
    LG Gerda

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